Frische Kultur - 150 Jahre Emerenz Meier

Puh...

... das war dann doch ein respektables Stück Arbeit. Dass es auch eine sich lohnende werden würde, diese Hoffnung hatte man beim Orga-Team des Frischen Wind um Initiator Koni Preißl natürlich. Und diese Erwartungen, sie wurden noch übertroffen. Übertroffen von so klugen und kenntnisreichen Persönlichkeiten auf dem Podium, von gleichermaßen geistreich wie unterhaltsamen Charakter bei der Lesung und von nichts weniger als überragenden Musizierenden, die mit Perfektion an den Instrumenten und grandioser Stimmlichkeit einem recht anspruchsvollen Publikum von anfänglichem Erstaunen über Bewunderung bis zur Begeisterung das ganze Spektrum positiver Emotionen entlockte.

Artikel von Christine Pierach in der PNP :

Podiumsdiskussion

Lesung Hans Göttler

 

Und hier der so gelungene Artikel zum Drasch-Konzert in der  PNP. Herzlichen Dank an Helga Wiedenbein dass wir ihn hier kostenfrei veröffentlichen dürfen. Danke auch an die PNP für das Nutzungsrecht.

 

 

Hommage an Emerenz Meier

 

Grandioser Schlusspunkt mit Monika Drasch

 

Salzweg. Um das Gedenken an die großartige und bedeutende Volksdichterin Emerenz Meier zu ihrem 150. Geburtstag hochzuhalten, veranstaltete der „Frische Wind“ Salzweg eine dreiteilige Veranstaltungsreihe, die mit einer hochkarätigen Podiumsdiskussion sowie einer Lesung von Dr. Hans Göttler mit musikalischer Begleitung begann und, wie soll es anders sein, mit einem Konzert von und mit Monika Drasch als herausragende Spitze, abschloss.

 Elisabeth Sanladerer-Fuchs dankte den vielfältigen Akteuren und der ILE Passauer Oberland, welche von Bürgermeister Josef Hasenöhrl aus Büchlberg vertreten wurde, für die Unterstützung, sowie „Motor“ der Reihe Koni Preißl. Dank galt es auch Bürgermeister Josef Putz und der Gemeindeverwaltung auszusprechen, die das Vorhaben von Beginn an unterstützten und positiv begleiteten. Die Bücherei Straßkirchen habe mit einem „supernetten“ Abend und der Ausstellung „Emerenz auf der Scheibe“ für das I-Tüpfelchen gesorgt. Wie erwartet sind viele „Drasch-Fans“ gekommen, denn nur wenige Musiker verstehen es so überragend wie Monika Drasch Tradition und Moderne zu verbinden, Heimatgefühl zu vermitteln, ohne heimelig zu wirken und Emerenz Meier die Ehre zu erweisen.

Monika Drasch eröffnete den Abend in gewohnt lockerer und nicht einstudierter Manier, denn gerade das macht die sympathische Musikerin aus und passt zu ihr. Großartig finde sie die Reihe zum 150. Geburtstag dieser außergewöhnlichen Frau, Emerenz Meier, die sich als Kind trotz des Verbots ihres Vaters zu lesen durchsetzte und sogar heimlich nach der Schule Latein lernte. „Es gibt wunderschöne Gedichte, großartige Erzählungen und Briefe die Emerenz Meier bekannt machten und die wir euch heute vortragen, dazu singen und musizieren wollen“, verkündete Monika Drasch. Die musikalischen Beiträge beschrieb Monika Drasch mit Ober- und Niederbayerischer Heiterkeit, amerikanischem Frohsinn und schwedischer Schwermut. Ihr hochkarätiger Begleiter an der Gitarre, dem Kontrabass oder dem Banjo war Alex Haas und am Akkordeon und der Nyckelharpa ergänzte Johannes Mayr das Trio.

 Die musikalische Reise von Straßkirchen nach Chicago begann mit „Aba auf geht’s Buam“, dem sich das erste „Jodeling“ anschloss. Alex Haas verstand es auf sehr humorvolle Art sein schwäbisch geprägtes Englisch vorab zu übersetzen: „Mann besucht Freundin mit Gitarre in der Hand. Mann jodelt. Mann jagt Klapperschlange mit einer 45er und erlegt sie auch. Mann singt im Radio usw.“

 Weiter ging es mit Musik von Monika Drasch zu Texten von Emerenz Meier „Ein bisserl hätts“ und „Stoßseufzer“. Briefe und Geschichten von Emerenz Meier, exzellent und abwechselnd vorgetragen von Drasch, Haas und Mayr versetzten das Publikum gekonnt in die Zeit der Emerenz und es schwebte eine authentische Stimmung im Saal, der sich niemand entziehen konnte.

 Emerenz Meier hatte auch schwer damit zu tragen, dass ihre Verwandtschaft und Freunde sie lange nicht verstanden, sie zu den Künstlerkreisen keinen Zugang fand und ihr Vater sie erst ermutigte als sie ihre ersten „Fünferl“ für ihre Geschichten in der Zeitung verdiente. „Da stellt sich die Frage was fürchterlicher ist, wenn man das, was man unbedingt machen möchte, nicht machen darf, oder wenn man das an dem man sehr hängt, dem Kommerz preisgeben muss. Mit 20 Jahren unabhängig werden, von Liebe träumen, war für Frauen um 1900 fast unmöglich.“, mit diesen Worten solidarisierte sich Monika Drasch mit Emerenz Meier.

 Das Gedicht „Der Säumer“ von Emerenz Meier, musikalisch verpackt von Monika Drasch erzählte auch von den Grenzen, die für die einen gefährlich und die anderen große Hoffnungsträger waren. Das nächste Lied „Gemma eini übern Lorenziberg“ handelte von den vielen Auswanderern, die aus finanzieller Not heraus, nach Amerika oder Rumänien auswanderten.

 Viele weitere fröhliche, nachdenkliche und auch schwere Lieder, stets begleitet von Geschichten und Brieftexten wie „Jetzt ist die Zeit und Stunde da“, einer Polka aus Amerika und einer schwedischen Polska, „Chicago“ schwedisch, „Mir wird die Zeit so lang“, „Spinnstube“ u.v.m. verwöhnten das nachdenklich gewordene Publikum. Natürlich durfte „Wödaschwüln“ nicht fehlen, ein Denkmal des Dialekts, denn dieses Gedicht beweist, welche enorme Kraft im Klang der Heimatsprache steckt, diese die Grenzen des hochdeutschen Wortes geradezu überspringt, neue Möglichkeiten schafft und Emerenz ihren Emotionen damit einen sehr intensiven Ausdruck verleiht.

 Das Naturtalent Emerenz Meier wurde zu ihren Lebzeiten nicht so anerkannt, wie sie es verdient hätte und gerade darum war der Abend mit ihrer Lyrik und der Musik von Monika Drasch, begleitet von Alex Haas und Johannes Mayr eine Offenbarung, ein kurzes Verweilen in dieser Zeit und der schwermütigen und manchmal auch kämpferischen Gefühlswelt der Emerenz Meier.

 

Helga Wiedenbein

 

Wissenswert:

 Nyckelharpa ist ein Streich-Instrument, das mit einem kurzen Bogen gestrichen wird. Das Verändern der Tonhöhe auf den Spielsaiten wird bei der Nyckelharpa durch Tasten mit Tangenten erreicht und Resonanzsaiten sorgen für einen Hall-Effekt. Ihren Ursprung hat die Nyckelharpa im Mittelalter und taucht seit der Barockzeit ausschließlich in der schwedischen Region Uppland auf. Heutzutage ist die chromatische Nyckelharpa ein vielseitiges Instrument, das auch ausserhalb der schwedischen Folklore in den verschiedensten Musikgenres angekommen ist.

 

 

 

 

 


„Wenn sich ein Weib aus der Herde hebt ...“

... so titelt ein emanzipatorisches und wohl auch ein wenig autobiografisches Gedicht von Emerenz Meier. Und weil sie auch in Straßkirchen gewirkt hat, verstand man das beim Frischen Wind Salzweg als Aufforderung, diesen ihren Geburtstag auch ein wenig zu celebrieren. Beim Brauerei- und Gutsbesitzer Karl Hellmannsberger war Emerenz Meier als Haushaltshilfe tätig. Er wurde ihr danach auch Freund und Gönner. Und eben an diesem Ort, im Gutsbräu Strasskirchen, finden zwei Veranstaltungen im Rahmen der kleinen Veranstaltungreihe statt die auch dank der Förderung von Kleinprojekten im Rahmen des Regionalbudgets des ILE Passauer Oberland e.V. in dieser ambitionierten Form ermöglicht wurden.

 

Die Podiumsdiskussion

Weil gesellschaftspolitische Aspekte in Leben und Werk von Emerenz Meier eine bedeutsame Rolle gespielt haben, findet am 6. September im Gutsbräu eine Podiumsdiskussion eben zu jenen Themen statt, die Emerenz Meier auch bewegt haben. Es wird darüber diskutiet, ob Emerenz Meiers Themen heute noch so aktuell sind wie damals. Was können wir aus ihrem Werk lernen bzgl. sozialer Gerechtigkeit, Migration, den Umgang mit Heimat und Natur und die Rolle der Frau?
Prof. Dr. Klaus Wolf, Professor für Deutsche Literatur und Sprache in Bayern an der Uni Augsburg und Autor der einzigen Bayerischen Literaturgeschichte der Neuzeit gefällt die Idee, ihn als profunden Emerenz-Meier-Kenner als eben ihr Sprachrohr fungieren zu lassen und hat als Moderator gerne zugesagt. Mit auf dem Podium Símone Barrientos, Kulturlobbyistin und Publizistin, Künstlerin und Feministin, Alexandra von Poschinger, Schriftstellerin, Gastronomin und Mitkonzepterin des Emerenz-Museum „Born in Schiefweg“ sowie Friede Niedermeier, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Straubinger Stadtrat. Kabarettistin, Schriftstellerin und Musikerin Barbara Dorsch wird die jeweils zu diskutierenden Themenkomplexe mit Vertonungen von Emerenz-Meier Textpassagen ansingen.
Durch die Podiumsdiskussion führt das Redaktionsteam des Emerenz-Magazin.

 

Die Lesung

So wohltuend aus der Herde hebt sich auch Dr. Hans Göttler, Münchner Turmschreiber und Kulturpreisträger des Landkreises Passau. Er liest am Freitag, 13. September um 20 Uhr, wieder im Gutsbräu, „Mei Emerenz, my Emma“, eine ganz persönliche Auswahl aus dem Werk von Emerenz Meier, die die verschiedenen Schaffensperioden der Dichterin repräsentieren. Mit ihr verspürt der Geddla Hans eine Art Seelenverwandtschaft. Die Emerenz war Gastwirtstochter, er ist Gastwirtssohn (inzwischen a. D.): „Sie ist wie ich äußerst heimatverbunden. Und sie hat eben ihre Revoluzzer-Seite, eine Frau, die sich getraut hat, gegen die patriarchalische Gesellschaft aufzubegehren. Dazu hat sie deutlich ihre Meinung“. Hans Göttler versteht es, die nachdenklich machenden Texte von Emerenz Meier unterhaltsam zu zelebrieren. Ihn darf man getrost auch als Wiederentdecker der Werke einer erstaunlich aktuellen Emerenz Meier bezeichnen.

 

Das Konzert

Und am 21. September kommt Monika Drasch zusammen mit Johannes Mayr (Akkordeon, Nyckelharpa, Gesang) und Alex Haas (Kontrabaß, Gitarren, Gesang) mit ihrem Emerenz-Meier-Programm „Daheim in Chicago?“ in den Veranstaltungssaal nach Straßkirchen. Es ist nicht nur ein historisches Interesse an der Person Emerenz Meier, das Monika Drasch zur Beschäftigung mitihrem Werk gebracht hat. Auch sind es die Themen der Schriftstellerin Emerenz Meier, die sie immer wieder berührt, auch betroffen gemacht haben. „Wo sie sich auflehnt, frech ausspricht, was sie stört, bewundere ich ihren Mut und die Kraft ihres Ausdrucks.“ so Monika Drasch. Ihre neuen Melodien zu den Gedichten sind geleitet von Stimmung und Sprachrhythmus der Texte, beeinflusst von der Harmoniefolge alter niederbayerischer Passionslieder, der Klanglichkeit trotziger Kinderlieder, des Musizierstils der Innviertler Landlermusikanten. Die Traditionals sind so ausgewählt, dass Emerenz Meier sie gekannt und gemocht haben könnte. Vertonte Gedichte von Zeitgenossen der Emerenz wurden ausgegraben. Herrlich klingende Huldigungen! Die „Jodelings“ – überaus beliebte Jodellieder aus den 1920er Jahren „im Amerika“, werden
einen besonderen Stellenwert erhalten im Programm. Easy way of life in schönster musikalischer Überlieferung.


Karten dafür sind u. a. in der Gemeinde Salzweg und der Sparkasse Salzweg erhältlich. Und natürlich auch bei uns:

0851/72822, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

oder ganz einfach hier

 

 

Die Ausstellung

Eine Ausstellung „Emerenz Meier auf der Scheibe“ hat das Team der Bücherei Straßkirchen konzipiert. Erinnert wird an die Zeit um 1900, als Emerenz Meier hier auf der Scheibe im Dienst der Familie Hellmannsberger lebte. Karl Hellmannsberger war nicht nur ihr Dienstherr sondern auch Förderer von Emerenz Meier. Mit Leihgaben aus dem Bestand der Familie Böhm vom Straßkirchner Gut möchten wir einen Eindruck „unserer“ Scheibe vermitteln, so wie Emerenz Meier sie damals erlebte. Die Ausstellung öffnet mit einem Leseabend am Samstag den 14.9.2024 ab 19.00 Uhr. Gedichte und Texte von Emerenz Meier werden dabei vorgetragen. Bei einer kleinen Bewirtung freut sich das Bücherei-Team auf einen interessanten Abend mit einem regen Gedankenaustausch. Die Ausstellung endet am Sonntag, den 22.9.2024 nach dem Pfarrfest und kann zu den Öffnungszeiten (Mittwoch 17.00 – 18.00 Uhr und Freitag 16.00 – 18.00 Uhr) besucht werden.
Zur Einstimmung auf das Konzert von Monika Drasch: „Emerenz Meier – dahoam in Chicago?“, am 21.09.2024 im Veranstaltungssaal Straßkirchen ist die Ausstellung bis 20.00 Uhr geöffnet.

 

 
 

150 Jahre Emerenz Meier

Auf geht's!

 

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