Kultur am Goldenen Steig - Die Glosse
Salzweger „Kultur“tage: ein Etikettenschwindel
(zur Lektüre empfohlen nur für Liebhaber der bissigen Satire)*
So provinzielle Kulturtage sind schon eine feine Sache: Da kann man seinen Trachtenjanker wieder rausholen, sich ins Dirndl pressen. Da kann der Dorfbürgermeister philosophieren und einen antiquierten Aufsatz rauskramen, um mit seinem verstaubten Kulturbegriff einem ihm wohlvertrauten Publikum Beifall abzuringen. Weil wer sonst als der fleißige Kirchgänger und brave Trachtler möcht es sich schon wieder antun: das Mariensingen des Straßkirchner Kirchenchores und den Samstag d'rauf dann gleich den Liederkranz mit gemischtem und Männer-Chor und die Blaskapelle St. Rupert. Die Frage sei erlaubt an der Stelle: Wozu brauch ich „Salzweger Kulturtage“ , wenn justamente eben genau das auf dem Programm steht, was jahrein jahraus schon eh geboten ist. Da kommt natürlich der 4. Salzkirchner Quiz-Abend schon recht gelegen. Artige Ministranten, auch ihr helft mit, das Programm etwas aufzuplustern. Da hätte es der Frische-Wind Schafkopfstammtisch auch verdient aufgenommen zu werden in dieses Kulturprogramm. Aber das Ganze dann „Kulturtage“ zu nennen, dünkt mich dann schon etwas hochstaplerisch.
„Wer Bräuche hat, der hat Kultur“, betitelt denn auch die „Heimat“zeitung ihren Artikel und zitiert damit den „Festredner“ Karl-Heinz Reitmeier. Ja, wer sonst könnte prädestinierter sein dergestalt Kulturbegriff heimattümelnd zu propagieren als ein Mitglied der „Waldlerischen Tanzbodenmusi”. Und so sind eben die Salzweger „Kultur“tage (auch dieses Jahr wieder) ein Hort für Daheim- und zurück Gebliebene. So bleibt man schön brav unter sich. So versteht der Bürgermeister die Salzweger „Kultur“tage als „Bühne für heimische Akteure“. Ja „Fremdes“ hat man grad eh im Überfluß in der Gemeinde. Da mag man wenigstens bei den „Kultur“tagen unter sich bleiben. Und deshalb hat man gründlich vorgesorgt: Blos nix auf's Programm, was etwas fortschrittlicher denkende Geister anziehen könnt. Kirche, Heimat, Humdada!
Dabei liebt Kunst und Kultur doch so sehr die Freiheit. Sie gedeiht nicht in engen Grenzen. Sie mag die gegenseitige Inspiration. Nein, Kultur mag kein inzüchtiges Szenario. Deshalb, liebe Veantwortliche, taufen wir um der Genauigkeit willen die Salzweger „Kultur“tage um. Hätt da auch gleich einen Vorschlag parat: „Salzweger Wiejedentag-Tage“.
koni
*diese Zeile nachgeschoben vom Autor nach Erscheinen des PaWo-Artikel