Kultur am Goldenen Steig - Volkskulturkollektiv: „Grün kaputt

Grün kaputt

Gut daß der Frische Wind  vorgesorgt hatte mit bekömmlichen Biobier und hausgemachten Spezialitäten gezaubert aus regionalen Produkten. Leicht bekömmliche musikalische Kost war nämlich nicht zu erwarten. Nach Ihrem fulminantem Salzweger-Kulturtage-Debut im letztem Jahr tischte Monika Drasch zusammen mit Georg Glasl  künstlerisch extrem anspruchsvolle Kost auf. Schon ihr Bandname Volkskulturkollektiv läßt kryptische Spannung erwarten. Und Grün kaputt ist nicht nur Name sondern tatsächlich Programm. Und dieses ihr Programm ist nicht eine lose Abfolge von isolierten Nummern, vielmehr verbinden sich die Nummern zu einem -dann tatsächlich großem- Ganzen. Und das „große Ganze“ ist mehr als Gesang und Klang. Kunst, wenn als solche ernsthaft betrieben und nicht auf ökonomische Erfolge schielend, hat immer auch eine gesellschaftliche Dimension. Dem frevlerisch-überdimensionierten Raubbau an Natur und damit an Heimat auch mit künstlerischen Mitteln entgegenzuwirken ist Monika Drasch und Georg Glasl ein Bedürfnis. Dabei muten sie Ihrem Publikum einiges zu. Gewohnte Konzerterfahrungen torpedieren Drasch/Glasl zu Gunsten künstlerisch anspruchsvoller Klangerlebnisse. Nicht jede Nummer ist Musik im landläufigem Sinn. Schall, Ton, Laut auch Geräusch komponiert Georg Glasl feinsinnig zusammen zu sensiblen Klangwolken; ... und mitten hinein die Stimme der Monika Drasch, die je nach Bedarf die „Schamröte eines Engels“ genau so verstimmlichen kann wie eine „mystische Rose“.

Und immer wieder mahnt die markante Stimme von Dieter Wieland.  Hier ist der CD-Player kein Abspielgerät, er ist Instrument wie Monika Draschs berühmte Grüne Geige oder die von ihm selbst mitkonzipierte Zither von Georg Glasl. Großes Lob an der Stelle auch an Adrian Frömel und Peter Schlegel von tapEVENT für ihr gekonntes Zusammenspiel mit den Künstlern auf der Bühne. Ein Segen für das Hörerlebnis, gerade bei  einem so anspruchsvollem  Programm an der Technik nicht zu sparen.
„Ein Kahlschlag geht durchs Land ...“ beklagte schon vor 34 Jahren Dieter Wieland.  Jetzt nicht mit Bildern sondern mit Klängen unterlegt, durch hineingezither des Georg Glasl in Wielands Stimme, mit Überlagerungen, mit Tönen die in keine Schublade passen wollen, werden seine Botschaften noch eindringlicher. Der fehlende Applaus zwischen den einzelnen Nummern -ob der fließenden Übergänge dann ja eh eher störend- wirkt dann nachgerade respektvoll.
Ein mutiges Programm das Monika Drasch und Georg Glasl sich und dem Publikum da zumuten. Eine Demo mit künstlerischen Mitteln.
Eine Zither, die nach Hilfe schreit, eine flehende Geige,  Jodler als Sirene: ... ein Publikum, das nachdenkt.
Ein Programm zum Schlucken. Gut, daß ausreichend Biobier noch da war.

 

 

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Sa, 20. Juli 2024

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